Glauben teilen

Tobias Menges von OM spricht über Schlüssel zum Gespräch mit Menschen von heute

Man spürte gleich: „Hier spricht keiner vom grünen Tisch“, sondern einer, der viel Erfahrung mitbringt aus Gesprächen mit Menschen, die dem christlichen Glauben kritisch gegenüber stehen. In erfrischender, spannender und lebendiger Weise versuchte Tobias Menges den rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern am 20. November 2012 in der Christuskirche in Tischardt zu vermitteln, wie Glaube erfahrbar werden kann.

Eingeladen zu diesen Abend hatte das Hauskreisvernetzungsteam von Evangelisch im Täle. Der Referent des Abends, Tobias Menges von der Missionsgesellschaft OM, die ihren deutschen Sitz in Mosbach hat, ist schon viele Jahre in unterschiedlichen Bereichen bei dem Missionswerk tätig, zuerst als Techniker auf dem Missionsschiff Doulos, später als Personalleiter und heute als Projektleiter der Heimatzentrale.

Das Thema des Abends wurde für ihn persönlich wichtig, als er in der Konfirmandenarbeit erlebte, wie schwierig es ist, Glaube praxisnah und relevant für die Lebenswelt der Menschen zu vermitteln. Im Rahmen seines Missiologie-Studiums stellte er sich der Aufgabe, ein Weltanschauungsprofil einer fremden Kultur zu erstellen. Er nahm sich keine Probanden aus fremden Ländern wie vorgesehen, sondern eben diese ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Tobias Menges holte die Besucher des Abends mit der Fragestellung ab, was das Gespräch über den Glauben mit glaubensfernen Menschen erschwert, vor welcher Frage sie sich am meisten fürchten und was oft verhindert, über das Evangelium ins Gespräch zu kommen.

Er betonte, wie entscheidend es ist, die Lebenswelt der Menschen in der heutigen Zeit zu verstehen und sich in sie hinein zu versetzen. Wir leben in unserer Gesellschaft in der Postmoderne und es gilt, Wege und Worte zu finden, wie wir den Fragen und Bedürfnissen der Menschen in unserer Zeit begegnen können, damit das Evangelium für sie nicht abstrakt bleibt, sondern erfahrbar wird.

Wenn „Wahrheit“ in der Vormoderne noch ein fester, allgemeingültiger Begriff und zum Teil Mittel zur Macht war, so veränderte sich in der Moderne dieser Begriff als etwas Beweisbares, auf die Wissenschaft begrenztes. Die Postmoderne erlebt Wahrheit relativ, individuell, unverbindlich und situationsbedingt.

Unser christliches Vokabular, so führte Menges aus, wird in der heutigen Gesellschaft vielfach missverstanden. Postmoderne Menschen können z.B. mit dem Begriff „Sünde“ nichts mehr anfangen. Christsein ist für jeden etwas anderes, jeder baut sich hier seine Auffassung selber. Es gibt Menschen, die sich Christen nennen und Christus gar nicht kennen.

Es gilt Abschied zu nehmen vom christlichen Abendland, führte Tobias Menges aus. Wir müssen die Welt um uns herum ganz bewusst als eine christusfremde Kultur wahrnehmen. Unser Selbstverständnis als christliche Gemeinde muss sich ändern. Wir müssen uns die Mühe machen, Kultur und Sprache der Mitmenschen kennen zu lernen und der Frage nachgehen:

„Wie kommunizieren wir das Evangelium einer Generation, die mit ihren Augen hört und mit ihren Gefühlen denkt?“
Ravi Zacharias

Ganz praktische Hinweise gab es, um nicht bei der „Diagnose“ stehen zu bleiben. Es gelte, andere Schwerpunkte zu setzen. In biblischen Texten, die von Begegnungen Jesu mit seinen Mitmenschen berichten, ist zu erkennen, dass er auf Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung ganz individuell zugegangen ist. Beispielhaft wären hier die Begegnungen von Jesus mit Nikodemus (Joh. 3) und die Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh. 4) zu vergleichen. Auch bei den Predigten des Paulus zu den Juden (Apg. 13,13ff) und zu den Griechen in Athen (Apg. 17,16ff) ist diese Differenzierung zu erkennen.

Um Menschen für die frohe Botschaft zu interessieren gilt es, geeignete Anknüpfungspunkte zu finden! Der christliche Glaube hat Antworten auf die Sehnsüchte der Menschen. Die Sehnsucht nach einem Leben ohne Leid, nach heilen Beziehungen, nach Frieden – dies könnte ein Einstieg für ein hilfreiches Gespräch sein. Wer hat nicht die Erfahrung zerbrochener Beziehungen gemacht, unter fehlender Konfliktbereitschaft leiden müssen – bei sich selbst oder bei anderen? Die Übergänge im Leben eines Menschen und die Brüche sind Zeiten der Neuorientierung, wo zu beobachten ist, dass viele sich öffnen und ausstrecken nach Lebenssinn und Veränderung. Die zentrale Antwort ist die Botschaft vom Reich Gottes: Wenn Jesus Christus ins Leben eines Menschen als HERR einzieht, beginnt eine faszinierende Veränderung: Gottes guter Wille beginnt zu geschehen und zwar wie im Himmel, so auf Erden.

Es gibt intellektuelle, sowie emotionale oder geistliche Barrieren, die verhindern, dass sich ein Mensch für das Evangelium öffnet. Der Geist Gottes aber kann und will jede Barriere wegnehmen.

Mit einem Abendlied und einem Gebet ging dieser wertvolle, ermutigende Abend zu Ende. Für die Besucher allerdings ist zu wünschen, dass der Abend ganz neu Anstoß für viele Gespräche mit Menschen in unserer Umgebung ist.

Elvira Jaiser